Kleine Zeitung - 12.10.2008
Nur die Bühne tanzt nicht mit
Erneut beleben die Parade-Performer vom "Nature Theater of Oklahoma" den steirischen herbst. Heuer mit einem witzig-trockenen Ballettstreich.
Fazit: Es ist lustig. Auch wenn Kelly Copper ihre Arbeiten als "ernsten
Witz" verstanden wissen will. Sie und ihr ebenfalls aus der Slowakei
stammender Partner Pavol Liska gründeten Mitte der 90er die Company
"Nature Theater of Oklahoma", angelehnt an Kafkas Novelle "Amerika".
Amerikanisch geht es in "Poetics: A Ballet Brut" auch zu. Eine Revue
mit Nummern von James Brown, Michael Jackson, "Dancing Queen" von ABBA
und anderen. Dazu schmachtende Gesten, Operntheatralik, vermischt mit
Disco-Stil. Wortlos, immer wieder die Zeigefinger als Hörner am Kopf.
Gehörnt wird in der Show der Parade-Performer, die im Vorjahr in Graz
"No Dice" präsentierten, allerhand: die Kunstwelt, die die vier
Tanzakteure vom Elfenbeinturm ins Alltägliche stürzen, sowie der
Habitus der schönen Muse, dessen Glanzlack bei Pizzapause, Handtüchern
und Fanta abblättert.
Clou: Dass der steirische herbst über die
Probebühne einlässt, zählt zur ersten Irritation. Dass man
Tribünen-Plätze auf der Hauptbühne hinter dem Vorhang des Grazer
Schauspielhauses einnimmt, hat Seltenheitswert. Dass das "Ballet Brut"
dort ebenfalls agiert, zunächst mit bloßer Zuschauerbetrachtung, bevor
Musik erlösend ins Geschehen leitet, provoziert. Die New Yorker Company
startet langsam. Nimmt die Umgebung her zu witzigen Übungen, wie
Ballett auf Drehsesseln und Fall von der Bühne. Steigert sich in Tempo,
Ausdruckstanz und syn
chroner Choreographie und fokussiert als
Klimax eine klassische Ballerina im Kunstnebel, während jede Menge
Statisten im eigentlichen Zuschauerraum, zwischen Blitzlichtern und
Glitter für finales Background-Feuerwerk sorgen.
Elisabeth Willgruber-Spitz