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Falter - 29.10.2008
Ins Mark
Das Festival der Herzen / Der Kommentar zur steirischen Woche

Das dritte Jahr einer Intendanz gilt gemeinhin als schwieriges. Im ersten zählt überwiegend die Frische des Zugangs, im zweiten die Konsolidierung des Neuen, im dritten geht es um die Substanz. Die ist heuer besonders schwierig zu fassen, weil es doch irgendwie naiv anmutet, wenn sich ein Festival wie der steirische herbst "Strategien zur Unglücksvermeidung" verordnet, während gleichzeitig die komplette kapitalistische Welt den Bach runtergeht. Und es ist schwierig, weil kaum jemals zuvor in der steirischen Geschichte eine derartige Fülle aktueller Kultur- und Kunstproduktion abrufbar war wie heuer. In den vergangenen vier Monaten gab es - auch wegen der regionale - gerade einmal zwei Wochen festivalfreie Zeit. Der blanke Irrsinn! Für den ersten Umstand kann Intendantin Veronica Kaup-Hasler wenig, auf den zweiten hat sie warnend hingewiesen.

In diesem schwierigen Feld hat sich der herbst sein Heim in Demut eingerichtet. Hier wird nicht geklotzt, ja, nicht einmal unlauter verführt. Stattdessen unterbreitet das Festival ein freundliches Angebot interessanter bis hervorragender Produktionen, die - insbesondere im Tanz- und Theaterbereich - allesamt exzellent in der Zeit stehen, zum überwiegenden Teil Ur- oder Erstaufführungen, fallweise zudem noch richtige Entdeckungen sind. Weniger Repräsentation, mehr Produktion und ein dramaturgisch feinverwobener Festivalaufbau - der herbst ist sicher das ernsthafteste, das ehrlichste Festival des Landes, das heuer im Joanneum auch erstmals ein richtig gutes Zentrum hatte. Der herbst hat seine Mitte gefunden, nächstes Jahr darf er, von mir aus, wieder ein wenig darüber hinaus schwappen.
Thomas Wolkinger






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