Kronen Zeitung - 30.09.2008
Möglichkeiten nach dem ultimativen Unglück
"steirischer herbst": Explosives Festivalzentrum vom raumlaborberlin im Joanneum
"Strategien zur Unglücksvermeidung" lautet heuer das "herbst"-Motto. Im
Festivalzentrum im Joanneum-Hauptgebäude ist das Unglück allerdings
schon geschehen - und die Architekten vom raumlaborberlin denken eher
nach, was dann kommt.
"Wir haben uns gefragt, was das
ultimative Unglück ist", erläutert Jan Liesegang von raumlaborberlin.
Das Ergebnis war: eine Explosion. Kaum irgendwo wird diese
eindrucksvoller dargestellt als in Michelangelo Antonionis Film
"Zabriskie Point". Also wird das Festivalzentrum des "steirischen
herbst" heuer nicht nur Ort für Ausstellungen, Performances, Partys und
Zusammenkünfte sein, sondern auch eine Hommage an den italienischen
Filmemacher.
Jan Liesegang und sein Kollege Benjamin
Foerster-Baldenius haben für das Gebäude ein erzählerisches Konzept
erarbeitet, das in mehreren Schichten nicht nur die Explosion und
Wolken aus Asche thematisiert, sondern auch auf "Vergrauung" setzt. "Je
weiter nach oben es geht, desto weniger Farbe wird zu sehen sein".
Es geht ihnen nicht um die Zerstörung, sondern um die Möglichkeiten,
die sich nach einer Explosion ergeben. So wird das Mobiliar aus
Versatzstücken der Inneneinrichtung gezimmert, Bars und Kassen aus
alten Möbelstücken gefertigt. "Möbel, die eine Geschichte haben, sind
viel spannender", betont Liesegang und erzählt weiter, dass er viel
Wert auf das Handwerkliche legt. "Man soll sehen, dass diese Teile mit
den Händen zusammengefügt wurden und alles hier drinnen aus einer
Grundidee gewachsen ist."
Michaela Reichart