Kleine Zeitung - 06.10.2008
Gewebe um die E-Zither
Drei Erstaufführungen beim musikprotokoll.
Das Podium des Stephaniensaales hatte man um etliche Meter nach vorne
erweitert, um dem RSO-Wien ausreichend Platz zu schaffen. Wie nützten
die Komponisten den großen Orchesterapparat, den hier der Pariser
Pascal Rophé dirigierte?
Bernhard Lang bezog sein Orchesterwerk
mit E-Zither (Georg Glasl) von 2007 auf Gottfried Wilhelm Leibniz'
philosophisches Kernstück "Monadologie" (1714), mit dem es den Titel
teilt. Die einfache, unteilbare Substanz (Monade) scheint bei Lang ein
Einzelton zu sein. Diesen lässt er - in dichten Geweben von
rhythmischen Schichten im Orchester - das Universum sparsam
eingeführter Nebentöne spiegeln. Oder er bettet ihn in statischer
fortschreitende volle Orchesterklänge, die das RSO sehr gekonnt mischt.
Noch ökonomischer und formal stringenter Beat Furrers Klavierkonzert
aus 2007. Präzise der Londoner Nicolas Hodges als Solist, der sich
neben orchestralen Schleifenbewegungen auf fast nur eine
Artikulationsart beschränken kann.
Der Franzose Bruno Mantovani
(34) hingegen ruft in "Time Stretch (on Gesualdo)" üppige symphonische
Gesten ab. Im fast permanenten Orchester-Tutti gibt es
neo-impressionistische Blumenwiesen.
HS