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Falter - 29.10.2008
Rettet die Revolution!
Lukas Bärfuss, Johannes Schrettle und Ivana Sajko wollten die Welt retten

   Drei Autoren, drei sprachliche Welten, drei sehr verschiedene Zugriffe auf den Text. Kontraste, Reibungen, befruchtende Differenzen, das waren zweifellos die Zielsetzungen für das dramatische Triptychon "Welt retten". Das begleitende Textbuch enthält auch ein Stück der argentinischen Theatermacherin Lola Arias, die bereits im Vorjahr beim herbst auffiel. Mit einer dramatischen Unmittelbarkeit, die diesmal gefehlt hat.

   Dafür gab's zum zweiten Mal Hauptrollen für Hunde. In Bärfuss' Märchen vom Pärchen, das gegen das Herrchen aufbegehrt, gerät Hundefutterwerbung zum Revolutionsdrama. Oder umgekehrt. "Biffy und Wutz" klingt nicht nur putzig, das Stück ist auch so. Monika Klengel und Rupert Lehofer setzen auf den Sympathiefaktor, Noël Derneschs Hundevideo tut das auch. Die Aufnahmen werden live synchronisiert, was charmant ist. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Plot einen Bart hat und die Erzählung sich nicht zwischen Eifer und Ironie entscheiden kann. Ab und zu wird philosophiert. Von Hund zu Hund. Eh nett.

   Schrettle-Kennern kam "kollege von niemand" gleich bekannt vor. Fast schon manieristisch lässt er seine Darsteller eine Situation verhandeln, die ihr eigenes Spiel ebenso reflektiert wie den politischen Widerstand. Vier Schauspieler haben sich eingesperrt, um einen Godard-Film über vier Revolutionäre ("La Chinoise" von 1967) nachzustellen. Am Ende wird nicht nur die Unmöglichkeit sichtbar, in die vorgezeichneten Rollen zu finden, sondern auch die Distanz zum revolutionären Pathos der späten Sechziger. Gezeigt in spanischer Übersetzung, verschwindet die Schrettlesprache mit all ihren ironisierten Versatzstücken aus linker Diskursrhetorik und jugendkultureller Selbstfindung. Was bleibt, ist die Konzepthaftigkeit seines Theaters, die von Mariano Pensotti und seinen Darstellern aber so ungezwungen belebt wird, dass sie gar nicht stört. Im Gegenteil.

   So schön ist die Kombination von Ivana Sajko und dem niederländischen Kollektiv Wunderbaum nicht aufgegangen. Aber mit "Rose is a rose is a rose" hat die kroatische Dramatikerin auch einen verdammt schwierigen Text vorgelegt. Wie eine Fuge komponiert Sajko ihre Arbeit aus Handlungsfäden, die stets mit unterschiedlichen Stimmen auf- und wieder abtauchen. In einem wiederholungsreichen Bogen lässt sie das Bild der Liebe mit dem Bild der Katastrophe zusammenfallen. Wunderbaum setzt den Text erstaunlich exakt in Szene, reicht dazu einen Strauß abgelutschter Popschnulzen und beugt sich sonst geduldig der Repetition. Ohne dass dabei die Konzentriertheit ihres Spiels nachlassen würde. Bewundernswert! Nur: Das Publikum konnte da nicht mithalten.

Herman Götz






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