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DrehPunktKultur - 24.10.2008
Susi und Strolchi retten die Welt
Drei Kurzstücke für den Steirischen Herbst schrieben Lukas Bärfuss und Noel Dernesch, Johann Schrettle und Jvana Sajko. Die Uraufführungen waren am Donnerstag (23.19.) im "Dom im Berg" und in zwei Räumen des Joanneums in Graz.

Powerd by Berlitz" – einen solchen Sponsor-Verweis sucht man zwar vergebens im Programmbuch und auf den Foldern. "Revolutionäre aller Länder verständigt Euch" könnte dennoch das Leitmotiv für diesen Premierenabend gewesen sein, der doch nur vom verzweifelten Ringen um eigenständige heutige Theatersprache erzählte.

Das Stück einer kroatischen Autorin, auf Deutsch aufgeführt von Niederländischen Schauspielern, das Stück eines österreichischen Autors auf Spanisch gespielt von einer argentinischen Truppe – und ein von österreichischen Schauspielern in entsprechendem Idiom aufgeführtes Stück eines Schweizer Autors: Man kam sich vor wie beim "Young Directors Project" der Salzburger Festspiele, wo ebenfalls seit Jahren polyglotte Beiläufigkeit herrscht - und heuer ein Brecht auf Norwegisch noch das Sinnvollste war.


Brecht! Das war doch auch so ein Revolutionär. Und hat das nicht "BRECHT" geheißen, das Wort, das auf der Schwarzen Tafel übrig blieb in Johannes Schrettles Stück "Kollege von Niemand"? Hier greifen vier junge Leute (für Studenten ein wenig zu alt, heutzutage, wo alle nur ans "Fertigwerden" und schon deswegen nicht an "Revolution" denken) auf das "revolutionäre" Erbe ihrer Vorfahren zurück: Sie suchen in den Formen von 1968 nach Verständnishilfen für ihre eigene Situation im Jahr 2008. Auf der Bühne von Marian Tirantte, einer heruntergekommen, beengenden "Bürgerlichen Wohnung", spielen in der Regie von Mariano Pensotti zwei junge Frauen und zwei junge Männer Szenen aus Godards Film "Le Chinoise" nach.


Hat man 1968 in ernsthafter Naivität nachgeleiert, was der Große Vorsitzende Mao vorgebetet hat, spiegelt das Wiederkäuen des selben Materials im Jahr 2008 ein geradezu rührendes Gefangensein in einer gnadenlosen Zeitschleife … Insofern hätte Schrettles Stück durchaus ein kritisch-satirisches Potential. Es ist nur nicht viel davon herübergekommen. Denn der Text wurde in einem derart rasenden Spanisch herunter geleiert, dass man sich entscheiden musste zwischen Übertitel-Lesen oder Zuschauen. Eigentlich schade.

Auch Susi und Strolchi - pardon "Biffy & Wutz" entdecken ihr revolutionäres Potential: In dem von Lukas Bärfuss und Noel Dernesch erstaunlich simpel gestrickten Stück beginnen zwei domestizierte Kuschelhunde, sich gegen ihre "geliebten Unterdrücker" aufzulehnen. Die sprachlichen und darstellerischen Leistungen bewegen sich auf dem Niveau engagierten Amateurtheaters. Ungeteiltes Lob gilt den vierbeinigen Darstellern, deren Erlebnisse auf Leinwand parallel zu den geprochenen (oft schwerfällig buchstabierten) Platidüen ein wenig für Unterhaltung sorgten.

Bleibt als einzige Produktion – in der Regie von Wunderbaum - von literarischer und darstellerischer Qualität Ivana Sajkos "Rose is a rose is a rose is a rose" ein eigenwillig schwebendes poetisches Stück über das, was alles Platz hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag: von der "lebendig" werdenden Staffage von Rembrandts "Nachtwache" bis hin zu Molotow-Cocktails, dem Tanz und dem Tumult: dem ewigen Tumult im Krieg und in der Liebe. Ein großes "Gedicht", ein großes "Lied", dem die vier Darsteller eindringliche Farbe und Lebendigkeit verliehen haben.


Heidemarie Klabacher






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