Kleine Zeitung - 05.10.2008
Parabel auf die Gesellschaft
Parabel auf die Gesellschaft
Gespenstisch, wie die fünf Schäferhunde auf die Gesten ihrer Führer
hinter den Seitenvorhängen gehorsam reagieren. Und wie sie dann später
zitternden Leibes auf wortlose Angriffskommandos reagieren. Es waren
die dümmsten Wölfe, die der Mensch einst zum besten Freund abrichtete,
und für sie zum Alphatier wurde.
Eine grandiose Parabel setzt
der französische Theatermanager Michel Schweizer in "Bleib opus #3" in
Szene. Vor dem Hintergrund des Davoser Weltwirtschaftsforums 2001 und
tierischen Verhaltensebenen diskutieren zwei Intellektuelle über alte
Gesellschaftsordnungen kontra Neo-Egoismus mit selbst regulierendem
Prinzip und kollektivem Glück (O-Ton mit deutschen Einblenden). Fazit:
Wir leben nicht in einer Gesellschaft, sondern in einer Herde von
Konsumenten. Wie man Affen mittels Obst in einer Kiste fängt, werden
Zweibeiner von den Waren im TV-Kasten gefangen genommen.
Intelligent und doch nicht kopflastig verschmelzen ungewöhnliche
Kunstformen und politische Statements zu einer nachdenklich stimmenden,
brisanten Zeitanalyse. Mit Witz und Rex-Atmosphäre.
Elisabeth Willgruber-Spitz