Kurier - 03.10.2008
Gegen Unglück hilft nur Vermeiden
Steirischer Herbst - Das Avantgardefestival zeigt sich kritisch
Die Zeit der schönen bunten Bilder, des unbeschwerten Lachens und
Feierns ist vorbei. Die Kunst ist wieder kritisch geworden. Ganz
deutlich zeigt sich das neue Selbstverständnis beim Steirischen Herbst,
der bis 26. Oktober in Graz flächendeckend stattfindet.
"Strategien zur Unglücksvermeidung" lautet das diesjährige Motto. Und
es ist diesmal nicht nur Lockvogel, sondern tatsächlich Programm. Weil
immer etwas passieren kann, womit niemand gerechnet hat, hat etwa die
Gruppe "endlich Katzenersatz - Wurstenden 14,90 (ekw14,90)" ein
"Ersatzherbstlager" einrichten. Fällt eine Veranstaltung aus, springt
die Gruppe mit dem schwer ausprechlichen Namen ein. Die
Wahrscheinlichkeit für mehrmalige Einsätze in diversen Sparten ist
ziemlich hoch.
Sich zurechtzufinden war nie wirklich leicht im
Dschungel der Veranstaltungen des Festivals. Abhilfe soll heuer das
zentral im steirischen Landesmuseum Joanneum installierte
Festivalzentrum schaffen. Schon von weiten zu erkennen, an der vor dem
Eingang positionierten Installation der Künstlerarchitekten von
raumlaborberlin, die eine Explosion darstellt.
Am ersten
Wochenende regiert die bildende Kunst, wenn man das in Zeiten, in denen
die Sparten ineinander fließen, und alle Grenzgänger sind, überhaupt
sagen kann. Erster Höhepunkt ist SIGNA, ein Künstlerduo das beim
Berliner Theatertreffen bejubelt wurde. Im Joanneum haben sie ein
psychiatrisches Krankenhaus eingerichtet, in dem sie zehn Tage lang die
Besucher nach der "Komplex-Nord-Methode" behandeln.