Kronen Zeitung - 06.10.2008
Drei unterschiedliche Klangwelten
"herbst", Stefaniensaal: RSO Wien eröffnet "musikprotokoll"

Das traditionelle Gastspiel des Radio-Symphonie-Orchesters Wien beim "musikprotokoll" - veranstaltet von ORF und "steirischer herbst" - ist auch immer jenes, das am ehesten der Konventionen eines klassischen Konzerts verhaftet ist. Diesmal gab es sogar ein ganz prosaisch als "Klavierkonzert" betiteltes Werk.

Unter dem Dirigat von Pascal Rophé konfrontiere man das Publikum heuer beim Start des "musikprotokoll" mit sehr unterschiedlichen, hochklassigen Klangwelten. Bernhard Langs "monadologie", ein Konzert für E-Zither und Orchester (2007), trägt die für diesen Komponisten typischen Züge. Kleinteilige Patterns, die sich wiederholen und doch auch einem Wandel unterliegen, formen eine Musik, die sich aus unterschiedlichen Klangwelten zu speisen scheint und diese zusammenführt. Da jammert die Zither (Solist: Georg Glasl) mal wie eine Billig-E-Gitarre eines Morricone, da klingen die Spektralharmonien trotz eines quasi spät-impressionistischen Gestus aber nicht weniger schräg. Die Welt, die Lang hier evoziert, ist ebenso schön wie kaputt.

Klarer, reiner klingt das Klavierkonzert (2007) Beat Furrers, dessen intensive rhythmische Figuren und heftig anschwellende Töne nur klanglich reizvolle Details einer übergeordneten, konsequent scheinenden Dramaturgie sind. Das Genre Konzert und dessen Konfrontationsgestik (erweitert um ein "Schattenklavier" im Orchester) geistert durch diese Musik, die gegen Ende immer fokussierter und anti-romantischer wird und dem Klavier (Solist: Nicolas Hodges) nur mehr perkussive Aufgaben überlässt.

Gegen Furrers heiß-kalte Intensität klang Bruno Mantovanis "Time Stretch" (von 2006) eher länglich. Hitzige Floskeln legten sich über überdehnte Gesualdo-Harmonien - ein Werk, bei dem das Orchester nochmals Klangsinnlichkeit unter Beweis stellte.


Martin Gasser