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Kleine Zeitung - 25.10.2008
"steirischer herbst": Frolic, Revolte und kleine Apokalypsen
Drei Kurzstücke gab der steirische herbst in Auftrag, um die "Welt retten" zu können.

"Welt retten", mit diesem bewusst naiven Motto lockte der herbst eine Autorin und zwei Autoren für eine Auftragswerk-Trilogie. Nun: Die Welt ist nach dem Wander-Theater zwischen den Bühnen im Dom im Berg und im Festivalzentrum Joanneum zweifelsfrei keinen Deut besser, aber man hat es immerhin versucht.

Frolic-Dramatikerpreis. Wobei man beim Züricher Lukas Bärfuss gleich den Mantel des Schweigens über sein Hunde-Film-Theater breitet: Biffy will seine Gefügigkeit abbeuteln wie Flöhe, der verwöhnte Wutz entdeckt durch ihn auch noch den Wolf in seinem Retriever-Pelz. Monika Klengel und Rupert Lehofer vom Theater im Bahnhof holpern die Tierstimmen zu den Video-Szenen, die eine Revolutionsparabel sein möchten und doch nur wie ein überlanger Werbefilm daherkommen, bei dem Herbert Oster und nicht Noël Dernesch Regie geführt haben könnte. Bestenfalls der Frolic-Dramatikerpreis diesmal für Herrn Bärfuss.

Revolutionskopisten. Die Ironie, die man hier mit der Lupe suchen muss, gibt es bei Johannes Schrettles "kollege von niemand" gleich im Großformat. Regisseur Mariano Pensotti findet feine Schleifmittel für die aus Philosophie, Privatheit und Politik legierte Sprache des Grazer Jungdramatikers. Vier argentinische Schauspieler schauspielern Schauspieler - sie stellen im TV-Kasten laufende Filmszenen aus Godards "Le Chinoise" aus 1967 nach. Revolutionskopisten von heute, deren Eifer die gerade 2 x 3 Meter große Guckkastenbühne fast platzen lässt und doch nur ins Leere führt.

Liebesgeschichte. Textlich am eindringlichsten schreibt die Zagreberin Ivana Sajko. Gleich zu Beginn der versponnenen Liebesgeschichte "Rose is a rose is a rose is a rose" heißt es: "Sätze haben scharfe Kanten". Menschen auch. "Love Hurts" singen Nazareth aus den Boxen und die zwei Paare der Truppe Wunderbaum (NL/B) erzählen von den kleinen Apokalypsen des Alltags. Ein stille, aber beeindruckende Symphonie des privaten und sozialen Unglücks.


Michael Tschida






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