Kronen Zeitung - 07.10.2008
Starke Gegenbilder zu Vorurteilen
"herbst"-Ausstellung "Wie du mir" im Priesterseminar und beim < rotor > in Graz
Gegenbilder zu den herrschenden Vorurteils-Stereotypen möchten die
Betreiber des "herbst"-Projektes "Wie du mir" präsentieren. Die
Ausstellung ist eine Koproduktion mehrerer Institutionen, die mit
Migrationsfragen befasst sind, und ist bis 9. beziehungsweise 29. 11.
im Priesterseminar und im < rotor > zu sehen.
Das Projekt "Wie
du mir" wurde von Afro-Asiatisches Institut, Katholische
Hochschulgemeinde, Kulturzentrum bei den Minoriten, Kunstverein
unter der Mitwirkung von ISOP, Chiala Afriqas, Megaphon sowie
Universitätszentrum Theologie entwickelt. Und es ist weit mehr als nur eine auf zwei Standorte verteilte Ausstellung: Vorträge, Diskussionen und Workshops befassen sich mit Migration.
Die Ausstellung gehört zweifellos zu den Höhepunkten des diesjährigen
"steirischen herbst". An beiden Standorten ist eine Fülle von klugen,
oft humorvollen, sehr kritischen und hochqualitativen Arbeiten zu
sehen. Im Priesterseminar nützen die Kuratoren Johannes Rauchenberger
und Alois Kölbl die großzügigen Räumlichkeiten, um zu unterteilen: Im
Parterre hat religiöse und religiös vereinnahmte Kunst ihren Platz, im
erstmals bespielten Südtrakt wird der Begriff Heimat erforscht, und im
Keller steht die Begegnung und das Verzeihen im Mittelpunkt.
Über Grenzen denkt die indische Künstlerin Shilpa Gupta nach, wenn sie
aus einem mit "There is no Border here" beschrifteten Absperrband
Parolen an die Wände klebt. Via Lewandowskys Kuckucksuhr, aus der ein
Muezzin ertönt, Donna Conlons Video eines Ameisenkollektivs, das die
Fahnen der 192 Uno-Mitglieder trägt, oder Adrian Pacis Fotoserie "Home
to go" sind nur einige Beispiele für starke Statements.
Den Begriff Nationalstaat wird im
behandelt. Margarethe Makovec und Anton Lederer haben dazu nicht nur
Größen wie Lisl Ponger mit ihren "Xenographischen Ansichten" oder
Damian Le Bas mit der überwältigenden Ar- beit "Roma Europe"
eingeladen, sondern auch junge Künstler wie die Grazerin Andrea Ressi,
die Antirassismus-Aufkleber gestaltet hat, oder den ghanesischen
Straßenkünstler ENKS, der in Graz lebt und seine neue Heimat mit naiver
Malerei festhält. "Wie du mir" ist ein "herbst"-Beitrag, den man
gesehen haben sollte!
Michaela Reichart