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Neue Kärntner Tageszeitung - 26.10.2008
Schizophrene Gratwanderung
Zur österreichischen Erstaufführung der Oper "Melancholia" von Georg Friedrich Haas in Graz: Gratwanderung zwischen Realität und Wahnsinn.

Die schwarzen, kahlen Einheitswände strahlen eine Bedrohung aus, es gibt kein Entkommen! Gefangen in seiner eigenen schizophrenen Welt taumelt der norwegische Landschaftsmaler Lars Hertevig (lebte von 1830 bis 1902) in einem Strudel der Gefühle hin und her und balanciert auf einer Gratwanderung zwischen Realität und Wahnsinn. Der "Steirische Herbst" steht heuer unter dem Motto "Strategien zur Unglücksvermeidung". Stanislas Nordey inszeniert mit einer Schlichtheit ohne jeglichen Aktionismus die Oper "Melancholia" des Steirers Georg Friedrich Haas nach dem Libretto von Jon Fosse. Der Maler Lars (Otto Katzameiert) zieht zu Herrn Winckelmann (Johannes Schmidt) in Untermiete. Hier verliebt er sich in die 15-jährige Nichte des Vermieters Helene (Melanie Walz), worauf er delogiert wird. Der Maler verfällt in Schwermut und Wahnsinn. Die vierte Oper des 55-jährigen Grazer Komponisten, die heuer in Paris mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, erlebte nun im Grazer Opernhaus ihre österreichische Erstaufführung. Und wiederum erntete Haas frenetischen Applaus. Seine Kompositionen sind mikrotonale Klanggebilde - mit virtuoser Subtilität benutzt er feinste, mikrotonale Differenzen zwischen unterschiedlichen musikalischen Stimmungssystemen, um jene Differenzen hörbar zu machen, die Jon Fosses Libretto durchziehen. Musikalisch großartig umgesetzt wurde das Klanggemälde vom Klangforum Wien unter der Leitung des italienischen Dirigenten Emilio Pomarico und vom Vokal-ensemble Nova, das es meisterhaft verstand, die klang- lichen Möglichkeiten optimal auszuschöpfen.


INGEBORG MUCHITSCH






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