created with wukonig.com
Kleine Zeitung - 18.10.2008
Nur für eiserne Nerven
Kongenial, aber nicht jedermanns Sache ist die Solo-Performance über US-Kinderkiller im "steirischen herbst". Meg Stuart hingegen lädt zu Spielereien in die Helmut-List-Halle.

Darf man auf Tatsachen beruhende, sexuell motivierte Morde an 27 Buben auf die Bühne bringen?
Überschreitet Dennis Cooper mit "Jerk" ("wichsen") nicht die äußersten Grenzen der Ethik? Der
umstrittene US-Autor rollt die Verbrechen des texanischen Serienkillers Dean Corll aus der Sicht
eines damals jugendlichen Mithelfers auf; von der Französin Gisèle Vienne minimalistisch, in
Splatterfilm-Machart inszeniert.

Da sitzt man nun im "herbst"-Festivalzentrum dem lebenslänglich verurteilten David Brooks
verdammt nahe gegenüber. Teilt sich mit ihm die Zelle. Pardon. mit Jonathan Capdevielle, der mit
seinen Puppen und als Bauchredner (in Englisch) so drastisch über die Schmerzgrenze theatraler
Tragödien-Ästhetik ins Reich des Grauens sticht, dass neben Verlegenheitslachern nur
Sprachlosigkeit im Raum liegt.

Seine Schlacht- und Erektionslaute aus tiefster Kehle, sein Pendeln zwischen Tränen und Irrsinn,
Speichelfluss und Schweißbächen machen das geile Blutbad im Drogen- und Schwulen-Milieu
förmlich sichtbar. Nichts für schwache Nerven! Aber auch keine Spur von Voyeurismus. Capdevielle
erteilt auch schockierenden Tatsachen Bühnenlizenz.

Jonglieren

Dagegen boten Meg Stuarts "Damaged Goods" interaktive Spielereien. Die Tanz-Performance "All
Together Now" der Amerikanerin jongliert mit Platzängsten, Texten Marke "Feuchtgebiete",
Dunkelheit, Licht, Friede, Freude, Schokokuchen. Teils echt witzig, oft aber auch langwierig.


Elisabeth Willgruber-Spitz






Bitte installieren Sie den Flash Player 9.
Sie können Ihn kostenlos unter folgender Adresse herunterladen: http://www.adobe.com/go/getflashplayer/