Vorwort
Mit diesem Vergnügen subversiv und produktiv umzugehen: eine Herausforderung an den Möglichkeitssinn. "Strategien zur Unglücksvermeidung" steht für einen skeptischen Glauben an die Möglichkeiten des Handelns.
Eines Handelns zwischen Bild und Tat, post-ironisch, aber nicht unironisch, aktiv, aber nicht aktivistisch. Pathos als Alltagsangelegenheit: Immer noch geht es darum, etwas zu tun, zu bewegen, zu verändern. Aber wie entkommt man der Lähmung im Denken und Handeln angesichts der Behauptung, dass die Zeit der (oft missbrauchten) Utopien und großen gesellschaftlichen Visionen der Vergangenheit angehört? Schärft sich nicht gerade in den kleinen, überschaubaren Bereichen das Unterscheidungsvermögen?
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So wie unsere Liste versammelt auch das Programm große und kleine Ansätze, Interventionen, kreative Optionen: Von der Eröffnungsinstallation, die das Publikum zum Handeln zwingt, Auftragsstücken zum Thema "Welt retten" über ein temporäres Spital im Joanneum bis zu Ausstellungen, Filmreihen und das Theorieprogramm - überall finden sich Anlässe, über Handlungsmomente nachzudenken oder selbst zum Handelnden zu werden.
Auch das Festivalzentrum, das die Künstlerarchitekten von raumlaborberlin für das leerstehende Joanneum konzipiert haben, greift den Gedanken der Katastrophe mit einer begehbaren architektonischen Explosion auf. Seinen Abschluss findet der steirische herbst dann mit der Oper "Melancholia" des Grazer Komponisten Georg Friedrich Haas, die tief eintaucht in eine Welt der krankhaften Depression und des manischen Arbeitens.
Es ist wieder ein reicher, vielstimmiger und risikofreudiger herbst, zu dem wir Sie herzlich einladen - wir freuen uns auf eine Zeit intensiver Begegnungen!