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Workshop III

Protokoll des Untergangs
Schreiben als politisches Handeln

20/10 – 25/10/2008
In deutscher Sprache

Von Edith Draxl (A)
Mit Helgard Haug (Rimini Protokoll) (D), Ulrich Peltzer (D), René Pollesch (D),
Uwe Schutte (D) & Stefanie Wenner (D)

Wir leben in Wirklichkeiten, die fragmentiert und medial entstellt sind, das Subjekt immer mehr zum Verschwinden bringen. Politischen Verhältnisse werden zunehmend entpolitisiert. Die Privatisierung des Politischen verhilft dem Einzelnen mitnichten zu einem Zuwachs an Spielräumen, sondern bewirkt das Gegenteil. Damit wird Kunst, die sich in der bürgerlichen Tradition als Ort der Freiheit sieht, be- und hinterfragt. Kein Wunder, dass Kunst gegenwärtig wieder politischer wird.
Der Workshop durchleuchtet diesen Prozess für die künstlerischen Formen und Arbeitssituationen, deren wesentliches Medium die Sprache ist. Sprache erzeugt und verschleiert politische Sachverhalte. Im politischen Feld dient sie der Agitation und Manipulation, der Durchsetzung von Interessen der Lobbyisten. Wie kann und sollten ‚Sprachkünstler’ darauf reagieren – gibt es einen anderen Ausweg als die bloße Dekonstruktion der Sprache und damit verbunden die bloße Agitation, die Absolution der bloßen Rhetorik? ###
Wie kann sich der Einzelne darin verorten? Gibt es das Subjekt noch, das hier um Freiheit ringt oder hat es sich aufgelöst und mit ihm jegliche Narration? Worum kämpft man dann allerdings in der Repolitisierung der Kunst? Wie verhält es sich mit der Macht – der zentralen Kategorie des Politischen? Dienen nicht all die sprach- und subjektkritischen Diskurse und Positionen nicht nur der Maskierung der Macht und sind daher nichts als deren Dienerinnen? Entlang dieser und anderer Fragen bewegt sich  der Workshop – assoziativ, fragmentarisch und fragend.

Koproduktion steirischer herbst & uniT Graz


Edith Draxl studierte Studium der Germanistik, Theologie und Psychologie. Nach Arbeitserfahrungen im Bildungsbereich und in der Psychotherapie Beginn der Tätigkeit im Kulturbereich. Zunächst Regiearbeiten, Lehraufträge, dann 2000 Gründung von uniT; in diesem Kontext Entwicklung von Modellen der Autorinnen- und Autorenförderung mit Schwerpunkt Dramatik.

Helgard Haug hat am Giessener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft studiert. Sie arbeitet mit Stefan Kaegi und Daniel Wetzel gemeinsam in unterschiedlichen Konstellationen unter dem Label Rimini Protokoll. Von ihren Stücken wurde „Shooting Bourbaki“ 2003 mit dem NRW-Impulse-Preis ausgezeichnet, „Deadline“ (2004) und „Wallenstein – eine dokumentarische Inszenierung“ (2006) wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen, Schwarzenbergplatz 2005 für den Österreichischen Theaterpreis Nestroy nominiert. „Mnemopark“ wurde mit dem Jurypreis beim Berliner „Festival Politik im freien Theater“ 2005 ausgezeichnet und „Karl Marx: Das Kapital. Erster Band“ gewann 2007 beim Festival Stücke07 sowohl den Publikumspreis als ###
auch den Mülheimer Dramatiker Preis 2007. Im November 2007 erhielten Haug, Kaegi, Wetzel einen Sonderpreis des Deutschen Theaterpreises DER FAUST, im April 2008 wurde ihnen in Thessaloniki der Europäische Theaterpreis in der Kategorie Neue Realitäten verliehen.

Ulrich Peltzer zog 1975 nach Berlin, wo er bis 1982 Philosophie und Sozialpsychologie studierte und den Titel eines Diplom-Psychologen erwarb. Er ist seitdem als freier Schriftsteller tätig und hat bisher fünf Bücher veröffentlicht. In diesen verarbeiten vier Berliner und ein New Yorker Erfahrungen. Charakteristisch für Peltzers Großstadtromane ist der Verzicht des Autors auf eine herkömmliche realistische Schilderung der Außenwelt. Im Zentrum steht stattdessen die Wiedergabe von Bewusstseinsvorgängen der Protagonisten. Er erhielt u.a. folgende Auszeichnungen: 1992 das Bertelsmann-Stipendium beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, 1996 den Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung, 1997 den Anna-Seghers-Preis, 2000 den Preis der SWR-Bestenliste, 2001 den Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld, 2003 den Bremer Literaturpreis sowie 2008 den Berliner Literaturpreis für sein Gesamtwerk.

René Pollesch studierte 1983-89 bei Andrzej Wirth und Hans-Thies Lehmann am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Bei den Gastprofessoren Heiner Müller, George Tabori und John Jesurun war er an verschiedenen Projekten beteiligt. Nach verschiedenen Stationen an deutschen Theatern, u.a. am Theater am Turm in Frankfurt am Main, erhielt Pollesch 1996 ein Arbeitsstipendium am renommierten Royal Court Theatre in London. 1997 folgt ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. In der Spielzeit 1999/2000 war er Regisseur am Luzerner Theater, im Herbst 2000 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Seit 2001 leitet er die kleine Spielstätte Prater der Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. René Pollesch erhielt 2001 den Mülheimer Dramatikerpreis.### 2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ für die „Prater-Trilogie“ zum besten deutschen Dramatiker gewählt. 2006 wurde René Pollesch für sein Stück „Cappuccetto Rosso“ in der Inszenierung der Volksbühne Berlin / Salzburger Festspiele mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet, gleichzeitig hat man ihm den Publikumspreis verliehen. Für sein Stück „Das purpurne Muttermal“ erhielt er 2007 den Nestroy-Theaterpreis für das Beste Stück.

Stefanie Wenner studierte Philosophie, Soziologie, Kunstgeschichte und Komparatistik in Köln und Berlin. War Assistentin der Direktorin am Zentrum für Literaturforschung in Berlin. 
Neben ihrer Forschung in den Bereichen Ästhetik und Politik ist sie Mitbegründerin der „Diskursiven Poliklinik“, in der Performativitätsforschung (Wissenschaft) mit den Mitteln der Kunst verfolgt wird. Zur Zeit arbeitet sie am HAU in Berlin als Dramaturgin.
 
  
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